
Humor ist eine Kunst
Aus dem neuen Schnappschuss: "Humor"
In unserer Fantasie spielen sich jede Menge verschiedener Dinge ab – lustige, traurige, interessante, kreative. In Matthias Schwaighofers Ideenwelt haben vor allem humorvolle Gedanken Vorrang, die er in seinen Fotos zum Leben erweckt.
Der Duden definiert Tiroler folgendermaßen: „Engstirniges Bergvolk, mit dem Hang weltoff enen Menschen mit Skepsis gegenüber zu treten.“
Ja, ich bin ein Tiroler, werde jedoch nicht als „Hias“ gerufen. Ich genieße mit meinen rund 40 Jahren schon fast einen Altherrenstatus im Lande, der dir unweigerlich nach einem so langen Überleben in einem derartig steilen und von engstirnigen Menschen bevölkerten Almgebiet zugesprochen wird. Hierzulande trifft die Berufsbezeichnung „Pixelschubser“ ebenfalls erstaunlich gut zu.
Ich musste schnell begreifen, dass Bergluft zwar toll riecht, jedoch keine Miete bezahlt. Unweigerlich schlug ich daher schon vor etwa 15 Jahren den
Weg der digitalen Kunst ein und legte meine genetischen Scheuklappen ab, um die Weltoffenheit des Internets zu nutzen. Man könnte diese Entscheidung auch als eine Abspaltung meiner Wurzeln
beschreiben. Nur mache ich derart absurde Kunst, dass ein einheimischer Kundenstamm wahrscheinlich Reißaus nehmen würde.
„Diese Drogen möchte ich auch haben, die du nimmst.“ Solche oder vergleichbare Kommentare türmen sich seit Anbeginn meiner Internetpräsenz unterhalb meiner Bilder. Es steht außer Frage, dass einige Arbeiten etwas schräg und absurd wirken, jedoch sind es genau diese Werke, die auffallen und meinen Namen prägen. Wie ich auf solche Ideen komme, ist nie leicht zu sagen. Womöglich ist es schlichtweg der Drang, immer das Gegenteil von dem zu machen, was angenommen wird. Frei nach dem Motto: Ein brennendes Feuerwehrauto wirkt besser als ein Kind im Blumentopf.


Wer die Augen ständig nach neuen Ideen offenhält, braucht dringend eine Möglichkeit selbige zu notieren. Daher trifft man mich selten ohne mein Notizbuch an, in dem womöglich schon bald erscheinende Bildideen zu finden sind.
Tja, aber wer kauft solche Arbeiten ab? Am Anfang keiner – das hat lange gedauert. Allerdings war ich finanziell nicht von der Fotografie abhängig und konnte so, ohne Ziel und Plan, meine Bilder im Netz verbreiten. Schnell wurden meine Werke als Memes geteilt, kopiert oder in diversen Magazinen gedruckt.
Nach einer gewissen Zeit ist die Werbebranche auf mich aufmerksam geworden und gab dem damals noch jungen Tiroler seine ersten Jobs.
Ich hätte keinen Job, keine Freunde und vor allem keine Lust, meine Arbeit zu machen, wenn nicht zumindest irgendwo ein Funken Humor in meinen Arbeiten zu finden wäre. Auch wenn manche Aufträge „nur“ Geld bringen und meine Schlossmiete bezahlen: Dann lache ich eben über den Umstand, dass man auch mit so einem Unsinn Geld drucken kann.
Kunden haben es bei mir nicht leicht. Viele kommen mit Wünschen und müssen mir dann beim Ideenfinden zusehen. Ich sollte mich dabei mal filmen, denn ich laufe im Kreis, notiere Einfälle und verwerfe sie anschließend. Am Ende soll ein Bild entstehen, das eine Marke (egal ob Model oder Produkt) so ansprechend und einprägsam wie nur möglich zeigt. Bis so ein Konzept ausgereift ist, kann es dauern, und meine Auftraggeber sind vom Anfang bis zum Ende sehr stark in das Projekt involviert.
„ ... Es ist schlichtweg der Drang, immer das Gegenteil von dem zu machen, was angenommen wird.“
Ich brauche heute einen Galgen, morgen die Waffen eines Terminators und kommende Woche ein untergegangenes Schiff. Das könnte man zwar alles mit Photoshop bauen, macht jedoch nur halb so viel Spaß. Daher investiere ich extrem viel Zeit und Planung in den Bau meiner Kulissen und Requisiten. Erst wenn es echt aussieht, wirkt es auf den Bildern eben auch authentisch. Aus diesem Grund dauert das Setup meist erheblich länger als das Shooting und die Bildmontage selbst. Freie Arbeiten nehmen oft einige Tage in Anspruch. Bei Kundenaufträgen ist es meist das Honorar, das die zeitliche Bremse setzt. Allerdings ertappe ich mich oft dabei, wie ich Teile in meinen Bildern kostenlos verfeinere, um sie noch einen Tick besser zu gestalten.
Werbung bleibt besser im Kopf, wenn man ein gutes Gefühl dabei hat. Darüber zu lachen oder einen Witz erkennen zu können, hilft ungemein. Jedoch kann nicht jeder mit meiner Art von Humor umgehen und es kommt schon vor, dass eine mir genial erscheinende Idee aus Angst, sie könnte nicht so gut ankommen, gestrichen wird. Das ist in Ordnung, nur manchmal auch extrem schade, da ich mir gut vorstellen könnte, wie ein banales Produkt durch gute, unterhaltsame Werbung mehr Reichweite generieren könnte. Okay, dann machen wir es halt wie alle anderen, dürfen uns dann aber nicht aufregen, wenn die Aufregung oder der gute Anklang ausbleiben.



„ Fotografie ist für mich nie etwas Fertiges. ... “
Fotografie ist für mich nie etwas Fertiges. Sie dient lediglich dem groben Aufbau, der schließlich in Photoshop finalisiert wird. So wandern bei mir alle Daten erst durch die Retusche und werden dort geschliffen und auf Hochglanz poliert.
In meinen Schulungen und Workshops kann ich euch nicht meine Art des Humors aufs Auge drücken. Aber je länger ihr euch mit diesen Themen beschäftigt, umso eher bekommt ihr ein Gefühl dafür, was lustig ist und was nicht. Mein oberstes Gebot nennt sich dabei „einfach sein“. Denn schlichter, ja fast schon simpler Humor ist eine Kunst für sichund kann richtig gesetzt eine Menge bewirken.
weitere Infos und mehr Werke:
Matthias Schwaighofer
www.schwaighofer-art.com
Instagram: @schwaighoferart
www.facebook.com/SchwaighoferART